Die ketogene Diät

Die Idee eine spezielle Ernährung gegen Erkrankungen einzusetzen ist nicht neu.

Schon Mönche im Mittelalter nutzten das Fasten um epileptischen Anfälle und andere Erkrankungen zu heilen. Doch das Problem beim Fasten ist, dass man dies nicht auf Dauer durchführen kann.

 

Dies führte zur Entwicklung der ketogenen Ernährung, die im Jahre 1924 von Dr. Russell Wilder an der Mayo Clinic in den USA entwickelt wurde, um Epilepsie zu heilen. Er entdeckte, dass eine Diät, die viel Fett, ausreichend Protein beinhaltet und arm an Kohlenhydraten ist, die Art und Weise der Energieverwendung im Körper verändert.

 

Erst Anfang der 90er Jahre wurde die Diät in den USA durch die Geschichte eines betroffenen Jungen wieder bekannter.

Ein maßgeblicher Auslöser für eine wesentliche Änderung in der Epilepsiebehandlung war die lebensgefährliche Erkrankung des Sohnes Charlie von Hollywood-Regisseur Jim Abrahams, bei dem keine Medikamente anschlugen. Mit Hilfe der ketogenen Diät wurde der Junge geheilt und die Eltern gründeten daraufhin die Charlie Foundation.

 

Heute ist die ketogene Diät zur Behandlung therapieresistenter Epilepsien weltweit etabliert und wissenschaftlich anerkannt. Die ketogene Diät wird nicht nur bei Epilepsie, sondern auch bei diversen anderen Erkrankungen eingesetzt.  

  

Wie funktioniert die ketogene Diät?

Der Zweck der ketogenen Ernährung ist einen Stoffwechselzustand zu erreichen, der dem Fasten ähnlich ist.

 

Die Ketose ist im Prinzip ein normaler Stoffwechselprozess, bei dem der Körper die Energiequelle von Kohlenhydraten auf Fett umstellt. Bleibt die tägliche Zufuhr an Kohlenhydraten mehr oder weniger aus, dann hat der Körper keine andere Wahl, als den Stoffwechsel umzustellen. Er sucht sich neue Energiequellen – und das ist das Fett. Dazu greift er zum einen die Körperdepots an. Zum anderen nutzt er die Fette, die über die Nahrung zugeführt werden. Dabei bildet der Körper sogenannte Ketone. Sie versorgen den Organismus mit Energie. Zu einer Gewichtszunahme durch die fettreiche Kost kommt es in der Regel nicht, da auf die Kohlenhydrate verzichtet wird. Oft tritt durch den hohen Anteil an Proteinen und Gemüse ein Abnehmeffekt ein.

 

Bei der klassischen ketogenen Diät wird eine Ratio von 3 oder 4 g Fett zu 1 g Protein und Kohlenhydraten aufgenommen. Das bedeutet, 90% der Kalorien, die das Kind zu sich nimmt besteht aus Fett. Die Ratio wird für jeden Patienten individuell berechnet. Anhand von Größe, Gewicht und der Bewegungsintensität wird zunächst der tägliche Energiebedarf ermittelt, der Proteinbedarf ist altersabhängig. Der Fettanteil liegt je nach Verhältnis bei 82-90%.

Einsatzgebiete

Die ketogene Diät dient in erster Linie Menschen, die unter Epilepsie leiden um die Anfallshäufigkeit zu reduzieren, wird aber auch erfolgreich bei anderen Erkrankungen eingesetzt. Hier sind einige Beispiele:

  • Isolierte metabolische Erkrankungen wie Glykogenose Typ III,V oder SSADH-Defekt (Nylen et al., 2008; Valayannopoulos et al., 2011)
  • Anfallskontrolle bei epilepsieassoziierten metabolischen Erkrankungen (Cusmai et al., 2012)
  • Autismus und bipolare Störungen (Herbert and Buckley, 2013; Phelps et al., 2012)
  • Rett Syndrom (Liebhaber et al., 2003)
  • Landau-Kleffner Syndrom (Stafstrom and Rho, 2012)
  • Phosphofruktokinase-Mangel mit Arthrogrypose (Swoboda et al., 1997
  • Ketogene Diät bei Tumorerkrankungen (Abdelwahab et al., 2012)
  • Ketogene Diäten als Neuroprotektion bei M. Alzheimer und M. Parkinson (Stafstrom and Rho, 2012)

Nebenwirkungen

Ähnlich wie Medikamente kann die ketogene Diät auch Nebenwirkungen haben. Die Familien und Patienten müssen bei Auffälligkeiten sofort Kontakt mit dem behandelnden Arzt aufnehmen.

 

Hypoglykämie

 

Üblicherweise sind die Blutzuckerwerte während der ketogenen Diät relativ niedrig aber wenn die benötigten Kalorien nicht korrekt berechnet wurden, kann der Blutzucker zu niedrig werden. Dies führt zu Symptomen wie Übelkeit, Schläfrigkeit oder Nervosität. In diesem Fall ist es nötig etwas Zucker in Form von Fruchtsaft zu verabreichen.

 

Ketoazidose

 

Die Azidose (at. acidum Säure) des Blutes ist während der ketogenen Diät relativ hoch. Sie sollte jedoch nicht zu hoch werden, da sonst Beschwerden wie Müdigkeit, Übelkeit oder Herzrasen auftreten könnten.

 

Verstopfung

 

Viel Fett, wenig Balaststoffe und wenig Flüssigkeit können diese Beschwerden verursachen. Hierbei ist es wichtig, Flüssigkeiten zu erhöhen und Nahrungsmittel wie Avocado oder einem niedrigen glykemischen Index zu verwenden.

 

Wachstumsprobleme

 

Um ein Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen während der ketogenen Diät auszuschließen ist es wichtig mit dem Ernährungsberater eine Analyse der benötigten Nährstoffe zu erstellen um das Wachstum des Kindes nicht zu gefährden.

 

Erhöhte Cholesterinspiegel

 

Es ist wichtig während der ketogenen Diät regelmässig das Blut zu kontrollieren. Cholesterin und Triglyceride sind während der Diät oft leicht erhöht. Um zu hohen Werten vorzubeugen ist es ratsam pflanzliche Fette oder Fisch in die Diät einzubauen.

 

Nierensteine

 

Familiär vorbelastete Kinder oder Kinder die Medikamente wie z. B. Topiramat oder Zonisamid nehmen könnten während der ketogenen Diät Nierensteine bekommen. Die Vermeidung von Dehydrierung und starker Azidose minimiert dieses Risiko.  (Neal et al., 2009)

 

Als häufige Nebenwirkungen in der Anfangsphase sind Verstopfung, Müdigkeit, Erbrechen und Übelkeit, diese verschwinden jedoch in der Regel nach einigen Wochen, als langfristige, jedoch seltene Komplikationen sind Nierensteine und eine reduzierte Knochenmasse aufgetreten.